Mittwoch, 21. Januar 2009

Ursprung und Perspektiven von Contemplative Dance



Als Begriff taucht Contemplative Dance vermutlich zuerst bei Barbara Dilley auf, die in den 1960er Jahren in der Kompanie von Merce Cunningham tanzte und in New York der experimentellen Avantgarde des Judson Church Theatre sowie der Grand Union um Steve Paxton, Trisha Brown, Yvonne Rainer etc. angehörte. Seit den 70er Jahren brachte sie die Tanzimprovisation mit Erfahrungen aus der buddhistischen Meditation zusammen, wurde Direktorin des Naropa-Instituts (Universität in Boulder, Colorado) und später Leiterin des dortigen Dance-Departments.


Barbara Dilley entwickelte eine Praxis, der von ihr in der Tanz-Szene beobachteten Anstrengung (Struggle), der Konkurrenz und dem Erfolgsdruck (Push) eine ‚nicht aggressive Kunst‘ entgegenzusetzen: durch Meditation stabilisiert sich eine akzeptierende, wertschätzende Haltung, so wird ‚Achtsamkeit kultiviert‘ und auf sinnlicher Ebene ‚Kinesthetic Delight‘ erfahrbar.


„Eine der wichtigsten Vorstellungen aus der Meditation ist, `den Geist mit Raum zu vermischen`. Bei der Improvisation hatte ich das Gefühl, den Körper mit dem Geist zu vermengen. Diese beiden Aktivitäten waren für mich also ähnlicher Natur: der Raum, in dem die Bewegungen geschehen und der Raum, in dem sich Geist und Gedanken bewegen. Ich war von der Möglichkeit fasziniert, beide Energien - geistige Achtsamkeit und körperliche Aktivität - zusammenzuführen.“ (B. Dilley)


Das Konzept von Contemplative Dance, die Idee, westliche und östliche Ansätze von Tanz-Philosophie und Performance-Ethik in Austausch zu bringen, möchte ich aufgreifen und auf dem Niveau unserer Erfahrung weiter vertiefen. Denn in den fernöstlichen Bewegungssystemen wie Taiji und Qigong finden sich enorme energetische und kinesthetische Potenziale, die nach wie vor in ihren kulturell-tradierten Formen gebunden und auf Gesundheitspflege und Kampfkunst reduziert sind, aber kaum in freier künstlerischer Entfaltung (z.B. im Tanz) genutzt werden. Andersherum verliert sich der zeitgenössische Tanz des Westens oft in postmoderner Fragmentierung und Orientierungslosigkeit und findet keinen Zugang zu lebenswerten, Sehnsucht heilenden, sinnstiftenden Sichtweisen. Hier kann eine Verständigung fruchtbar sein. 


Keine Kommentare: